Im Schein einer Osterkerze

Von Tessa und Caro

Im Schein der Osterkerze
Liebes Tagebuch,
Am Karfreitag wurde Witko in die schwarze Schule aufgenommen. Am Karsamstag schliefen
wir den ganzen Vormittag. Nachmittags tischte uns Juro viel zu essen auf- es musste eine
Weile vorhalten. Lyschko durfte zum ersten Mal wieder aus der gemeinsamen Schüssel essen,
denn bei Anbruch der Osternacht musste aller Streit begraben sein. Als es dunkel wurde
schickte uns der Meister aus, das Mal zu holen. Dieses Mal war ich mit Juro zusammen. Wir
holten uns die Decken und überlegten wo wir hingehen sollten. Wir entschieden uns für
Bäumels Tod. Obwohl ich den Weg erst einmal gegangen war, fand ich ihn und wir kamen
sicher und schnell an. Dann entfachten wir ein Feuer. Danach wickelten wir uns in die Decken
und Juro erzählte Geschichten. Ich dachte an Tonda- und gleichzeitig an die Kantorka, ich
freute mich schon auf ihr singen. Ich versuchte mir ihre Stimme vorzustellen, doch es gelang
mir nicht. Das war sehr schmerzlich für mich. Wir hatten schon die Kunst des Aus- sich-
Hinausgehens erlernt. Aber der Meister hatte uns gewarnt: „Weil es leicht sein kann, dass
jemand, der seinen Körper verlassen hat, nicht mehr hineinfindet.“. Wer sich versäumte und
länger ausblieb, für den gab es kein Zurück mehr. So wurde es Mitternacht. Wieder tönten
von Ferne die Osterglocken und abermals hob eine Mädchenstimme zu singen an- die Stimme
nach der ich vergebens in meinem Gedächtnis gesucht hatte. Ich lauschte dem Gesang der
Mädchen. Ich wollte unbedingt wissen wie sie aussah und schon sprach ich die Formel und
spürte wie ich mich von meinem Körper loslöste. Zögernd begab ich mich ins Dorf wo die
Mädchen singend durchwanderten. Ich hatte das Gefühl als ob die Kantorka zu mir blicken
würde aber sie konnte mich ja nicht sehen... oder doch? Ich wusste dass ich zurück kehren
musste, konnte mich aber nicht trennen bis mich plötzlich ein gellender Schmerz durchzuckte
der wie Feuer brannte und mich jäh zurückriss. Ich fand mich am Waldrand wieder bei Juro.
Auf meinem Handrücken lag ein glühendes Stück Holz dass ich schnell wegschüttelte. Ich war
dankbar für Juros Ungeschick, ansonsten wäre ich gewiss nicht zurück gewesen. Dann
schnitten wir Späne steckten sie in die Glut und zeichneten uns das Mal der geheimen
Bruderschaft.
Dein Krabat

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