Ochsenblaschke aus Kamenz

Von Line und Lisa

Ochsenblaschke aus Kamenz                          

Eines Tages beauftragte der Meister Tonda und Andrusch nach Wittichenau auf den
Viehmarkt zu gehen. Tonda fragte Krabat, ob er mitkommen möchte, denn der Meister
wäre einverstanden. Es war ein schöner Julitag. Auf dem Weg nach Wittichenau, hörte
Krabat plötzlich :,,muh“! Was war das? dachte er. Nun lehnte er sich hinter und dort saß
nicht mehr Andrusch, sondern ein feister Ochse, rotbunt, mit glattem Fell, der ihn freund-
lich anglotzte. Er rieb sich die Augen. Als er zu Tonda schaute, war ein altes wendisches
Bäuerlein, Bastschuhe an den Füßen, die Leinenhosen vom Knöchel aufwärts mit Riemen
verschnürt, einen Strick um den Hals, die Mütze speckig und den Pelzrand kahlgewetzt.
Als Krabat sich wieder umdrehte, erblickte er wieder Andrusch. „Wo bist du gewesen,
Andrusch? Wo ist der Ochs hin, der eben noch da stand, wo du jetzt bist?“ Nun blickte
er sich wieder um und dort saß Tonda:,, Wir werden mit Andrusch Staat machen auf dem
Viehmarkt.“ ,,Du willst ihn verkaufen?“ ,, Der Meister wünscht es so.“ ,, Wenn Andrusch
aber geschlachtet wird?“ ,, Keine Bange! Verkaufen wir Andrusch, brauchen wir nur den
Kopfstrick zurückbehalten, an dem wir ihn führen: Dann kann er sich jederzeit weiterver-
wandeln, in welche Gestalt auch immer.“ ,, Und wenn wir den Strick aus der Hand geben ?“
„Untersteht euch! Dann müsste ich für den Rest meiner Tage ein Ochse bleiben und Heu und
Stroh fressen- haltet euch das vor Augen und macht mich nicht unglücklich!“ rief Andrusch.
Tonda und Krabat erregten mit ihrem Ochsen in Wittichenau auf dem Viehmarkt Aufsehen und
Bewunderung. Die Viehhändler kamen von allen Seiten herbeigeeilt und umringten ihn.
Solch einen fetten Ochsen, gab es nicht alle Tage.
„Was kostet der Busche?“
Der Erste bot 15 Gulden. Der krumme Leuschner aus Königsbrück 16.
„Ein bisschen wenig.“ Der Krause aus Hoyderswerda bot 18.
„Für 18 behalte ich ihn lieber selber“, brummte Tonda . 
Er gab ihn auch Leuschnern aus Königsbrück nicht für 19 und Neubauers Gustav aus
Senftenberg  nicht für 20. ,, Dann lass dich mitsamt deinem Ochsen einkümmeln!“, schimpfte
der Krause-Fleischer; und Leuschner tippte sich auf die Stirn und rief „Blöd müsst ich sein um
mich zu ruinieren! Ich biete dir 22 und dies ist mein letztes Wort !“Plötzlich schob sich, bei
einem Schritt wie ein Walross schnaufend , ein gut geformter dicker Mann durch die Menge.
Sein Froschgesicht mit den runden Glubschaugen glänzte von Schweiß. Er trug einen grünen,
mit Silberknöpfen besetzten Frack , eine protzige Uhrkette über der roten Samtweste und am
Gürtel , gut sichtbar für jeden ,eine pralle Geldbörse. Ochsenblaschke aus Kamenz war einer
der reichsten Viehhändler weit und breit. ,,Wie kommt denn, zum Kuckuck, der fette Ochse an
den dürren Bauern ? ich nehm ihn für 25. „ Bisschen wenig !“ ,, Also 27 , in Teufelsnamen
–und her mit ihm !“ ,, Bisschen wenig ,Herr!“ Blaschke lief rot an. ,, He, für wenn hältst du
mich ? 27 für deinen Ochsen und keinen Hosenknapp darüber, so wahr ich der
Ochsenblaschke aus Kamenz bin !“ ,,30, Herr, für 30 bekommt ihr ihn !“ ,, Das ist Wucher!
Alter, gib ihn mir für 28 Gulden.“ Tonda bleibt unberührt. ,, Für 30, und basta!“ rief Tonda,   

,,Ihr glaubt nicht wie schwer ich mich von ihm trenne!“ Ochsenblaschke sah ein, dass er hier
nicht weiterkam, bei diesem wendischen Dickschädel.,, Gib ihn schon her, heut lass ich mich
um den Finger wickeln. Die Hand drauf – und topp!“ ,,Topp!“ ,sagte Tonda. Blaschke zahlte
und wollte den Ochsen mitsamt dem Strick wegzerren. Doch Tonda hielt den Dicken am
Ärmel zurück. Blaschke drehte sich um und fragte:,, Was gibt’s?“ ,,Nur eine Kleinigkeit. Wenn
der Herr so nett wär und den Kopfstrick als Andenken dalassen würde. Ich gebe ihnen auch
einen Ersatz dafür, damit sie den Ochsen wegführen können“, schlug Tonda vor. Widerwillig
brummte Ochsenblascke ein „ ja“. Tonda löste den Strick und sah Blaschke mit dem Ochsen
hinterher. „ Toll hast ihm das Geld aus der Tasche gezogen“, kicherte Krabat. Glücklich gingen
beide davon und legten sich am Waldrand nieder. Währendessen ließ Ochsenblaschke
Andrusch im Stall eines Wirtshauses unterbringen. Blaschke sagte zu der Magd:,, Gib ihm
schön viel Heu, ich gehe so lange etwas essen.“ Als die Magd Andrusch Heu geben wollte,
wurde es ihm zu viel und er verwandelte sich zurück. Begleitet von einem gellenden Schrei der
Frau rannte Andrusch aus dem Stall zu seinen Freunden .
Der Meister war über ihre Arbeit sehr erfreut!          

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