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Krabat 15 Vivat Augustus Es hatte zu regnen aufgehört, der Mond schien, Nebelschleier bedeckten den Boden, silberweiß, eine weite Fläche, wie zugeschneit. Fuhre sie über Wiese? Kein Hufschlag zu hören, kein Poltern von Wagenrädern. Das Rütteln und Schütteln der Kutsche hatte seit einiger Zeit aufgehört. Krabat hatte den Eindruck, als ob sie auf einem Teppich dahinrollten, wie auf Schnee, wie auf Daunen. Herrlich griffen die Pferde aus, weich und federnd. Es war eine Lust, so dahinzujagen unter dem Mond auf der weiten Heide. Plötzlich ein Ruck, dass der Wagen in allen Fugen krachte! Ein Baumstrunk? Ein Prellstein? Was tun, wenn die Deichsel gebrochen war oder womöglich eines der Räder... „Ich werde mal nachsehen!“ Krabat steht schon mit einem Fuß auf dem Trittbrett - da packt ihn der Meister und reißt ihn zurück. „Bleib sitzen!“ Er deutete nach unten, der Nebel ist aufgerissen. Krabat traute seinen Augen nicht. In der Tiefe ein Dachfirst, ein Friedhof: Kreuze und Grabhügel werfen Schatten im Licht des Mondes. „Wir hängen am Kamenzer Kirchturm fest“, sagt der Meister. „gib acht, das du nicht vom Wagen fällst!“ er reißt an den Zügeln, knallt mit der Peitsche. „Vorwärts!“ Ein zweiter Ruck – und die ist wieder flott. Ohne weiteren Zwischenfall setzten sie ihre Reise fort , lautlos und schnell durch die Lüfte, auf weißen, im Mondlicht schimmernden Wolken dahin. „und ich“, dachte Krabat – „ ich habe sie für Nebel gehalten in meinem Unverstand...“
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